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Austausch an die University of Alabama

 

 

Ich habe von April bis Oktober 2015 am Austauschprogramm zwischen Mainz und Alabama teilgenommen und ein Forschungsprojekt zur Naturstoffsynthese in der Arbeitsgruppe von Prof. Arduengo bearbeitet. Mein Kommilitone Matthias hat zur gleichen Zeit am Austausch teilgenommen. 

Die ersten zwei Wochen nach Ankunft in Tuscaloosa waren etwas stressig. Nach 3 Übernachtungen im Hotel konnten wir unsere Wohnung im Apartmentkomplex „Regal Pointe Apartments“ direkt hinter Skyland Blvd. E. beziehen. Der Komplex ist ruhig gelegen, sehr gepflegt mit Pool und zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants findet man direkt um die Ecke auf Skyland Blvd. Wir hatten den charmanten Vorteil drei bezaubernde „Golden Girls“ mit Wachhund als Nachbarn zu haben, die immer ein Auge auf unser Appartement hatten und uns regelmäßig auf dem Laufenden hielten;)

Die Wohnungssuche gestaltete sich als schwierig, da die deutschen Semesterzeiten nicht konform sind mit denen in Amerika. Demzufolge war eine Zwischenmiete nicht möglich und die meisten Vermieter bieten nur Ein-Jahres Mietverträge an. Die Unterkunft organisierten wir bereits von Deutschland aus. Hierfür musste man sich online bewerben und eine Gebühr zahlen. Bis wir den Mietvertrag endlich unterschreiben konnten verging einige Zeit. Von daher kann ich nur raten sich um eine Unterkunft im Voraus zu kümmern. Das Gleiche gilt auch für Versicherung und den Internationalen Studentenausweis, durch den man bei Freizeitaktivitäten u.ä. Vergünstigungen erhält. Unsere Wohnung war bis auf das Basic Furniture Paket leer und wir mussten uns neu einrichten. Anders als in Deutschland gibt es überall in den USA kleine Flohmärkte und sogenannte „Yard Sales“. Dort findet man fast alles für den Haushalt und kann die Sachen sehr günstig erwerben. Wohnung eingerichtet:Check√. Nach 14 Tagen mussten wir unseren Mietwagen wieder zurückgeben und uns bis dahin ein Auto gekauft haben, da man ohne Auto in den USA nur schwer von A nach B kommt. Wir haben letztendlich einen Nissan Altima von einem Gebrauchtwagenhändler gekauft. Auch das war nun geschafft. Check √ Als kleiner Tipp sollte ich vielleicht dazu sagen, dass man sehr kritisch den Gebrauchtwagenhändlern gegenüberstehen sollte, da sie immer ein Märchen auf den Lippen haben und  auch gerne mal Schrott an Mann bringen wollen.

Wenn man über einen längeren Zeitraum in den USA ist, ist es auf jeden Fall ratsam sich einen amerikanischen Führerschein zu besorgen. Dieser kann auch gleichzeitig aus ID Card eingesetzt werden und erleichtert einfach das Leben.

So, nun noch ein bisschen Bürokratiekram für die Uni und ein paar kleine Tests zum sicheren Arbeiten im Labor und dann konnte die Arbeit und das Leben in den USA losgehen.

Der Schwerpunkt meiner Arbeit im Labor lag auf der Organischen Synthese. Ziel meines Projektes war es einen HIV-Protease Inhibitor in einer effizienten Route über eine Carben-Zwischenstufe zu synthetisieren. Die Ausgangsmaterialien für die Synthese sollten kostengünstig sein und aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen werden können. Dadurch können Produktionskosten minimiert werden und das Medikament wird für mehr Menschen zugänglich.

Der Arbeitskreis Arduengo trifft sich wöchentlich zu einem Meeting, in dem jeder seine Arbeit der vergangenen Woche vorstellt. Es wird diskutiert warum Reaktionen nicht funktioniert haben und neue Vorschläge für weitere Synthesen gemacht. Dadurch bleibt man dauerhaft im Gespräch mit Professor Arduengo und hat Unterstützung, wenn man nicht mehr weiter kommt. Ab August habe ich zwei amerikanische Bachelorstudenten bekommen, die an meinem Projekt mitarbeiten sollten. Meine Aufgabe war es, beide im Labor zu betreuen und anzulernen. Das bedeutet, ihnen zu zeigen wie man Apparaturen aufbaut, Reaktionen ansetzt und aufarbeitet. Es macht Spaß, wissbegierigen Studenten etwas Neues beizubringen.

Mir ist es sehr einfach gefallen mich an der Uni zu integrieren und aus einer Sicht habe ich mich schnell eingelebt und ein „Kulturschock“ ist ausgeblieben. Es war für mich auch relativ einfach Anschluss zu finden und neue Leute kennenzulernen, da sich die Arbeitskreise untereinander bestimmte Geräte teilen und ich daher teilweise auch in anderen Arbeitskreisen war. Die Menschen in Alabama haben eine ganz andere Mentalität als die Deutschen. Sie sind aufgeschlossener, zeigen Interesse und haben immer Zeit für ein Gespräch. Ich habe mich gut integriert und durch die neuen Freunde habe ich mich in Tuscaloosa schnell wohlgefühlt. 

Wenn man schon mal in Tuscaloosa ist, darf man auf keinen Fall ein Footballspiel im heimischen Stadion verpassen. Das College-Footballteam gehrt zu den Top zehn Teams der USA und das Stadion ist das fünftgrößte Stadion der "National Collegiate Athletic Association". Die Stadt befindet sich bei einem Heimspiel im Ausnahmezustand. Sämtliche Straßen werden gesperrt. Alle freuen sich auf das Spiel, die Kleiderordnung ist Rot/Weiß und auf die Frage, ob man "Alabama Crimson"-Fan ist, gibt es nur eine richtige Antwort - Ja! Vor dem Spiel trifft man sich meist auf ein Bier und grillt zusammen. Ein amerikanisches BBQ kann ich jede nur empfehlen mit "pulled-pork" und "ribs". Es ist eine andere Art von Grillen, wie die Deutschen es gewohnt sind.

 

Ein weiterer Geheimtipp in Tuscaloosa ist das „China No.1“-Restaurant. Dort gibt es authentisch chinesisches Essen, das traditionell serviert wird. Das heißt, dass das Essen in die Mitte des Tisches gestellt wird und es geteilt wird.

Alabama liegt im Süden Amerikas und ist bekannt für seine vielen Wälder, große Seen und heißen Sommer mit bis zu 40–45 °C. Die Luftfeuchtigkeit ist dort sehr hoch und für mich war es am Anfang eine große Umstellung damit zurecht zu kommen. Auf der anderen Seite hat es mir das Koffer packen deutlich erleichtert, da es von Mai bis Oktober dauerhaft warm ist und ich nur laborbedingt lange Klamotten einpacken musste. Alabama hat viele schöne Nationalparks wie zum Beispiel „Little River Canyon“ und man kann viele Outdoor-Aktivitäten unternehmen, wie Kajaking, Wandern, Klettern oder Mountainbiking. Allerdings sollte man auch immer im Hinterkopf behalten, dass Alabama giftige Schlangen/ Spinnen und viele Mücken hat. Ausreichend Wasser, Sonnencreme und Mückensprays sind bei einem Ausflug unabdingbar.

 

Das Auto nutzten wir natürlich nicht nur, um zum Labor zu fahren, sondern auch um ein paar Ausflüge zu machen. Man muss einfach die unschlagbar günstigen Spritpreise ausnutzen so lange man dort ist. Der Spitzenpreis in Alabama für den Zeitraum wo ich dort war lag bei 1.89$ für eine Gallone!!! Unfassbar hier in Deutschland!

 

Wer schon immer mal auf dem Mond wollte sollte unbedingt das Space Rocket Center nach Huntsville, AL besuchen. Ein Spaß für Groß und Klein.

Zu meinem Geburtstag stand ein Ausflug nach Atlanta mit Besuch der Georgia Aquariums an. Die Tiere im  Aquarium sind nach Länder-/Wasserregion aufgeteilt und die Vielfalt die dort repräsentiert wird ist groß. Unter anderem schwimmen vier Wale in einem Becken so groß wie vier Fußballfelder. Und wer noch dann noch nicht genug hat, kann gerne mit Haien tauchen gehen. Im Anschluss daran wurde auf den Granitfels im Stone Mountain Park geklettert und die Aussicht über Atlanta genossen.

   

 Ob man auf Country Musik steht oder nicht, auf dem Broadway der „City of Country Music“ lässt es sich ordentlich feiern.  Und es ist nicht nur ein Gerücht, dass in Nashville alle Cowboyhut und –stiefel tragen.. ;)

  

 

Einen optimalen Blick auf das spektakuläre Feuerwerk zum Independence Day hat man am Strand von Panama City Beach. Feiner weißer Sandstrand und türkis-blaues Meer wie im Bilderbuch. Im St. Andrew´s State Park liegt direkt neben dem Meer ein Sumpfgebiet, in dem man live Alligatoren sehen kann. Na, wer sieht ihn?

  

 

 In meiner Schulzeit habe ich an einem Austauschprogramm nach St. Louis, IL teilgenommen. Ich wollte unbedingt meine Austauschfamilie wiedersehen. Also ab ins Auto und 8 Stunden Fahr nach St. Louis. Die Arch war leider gesperrt und man konnte nicht hinauf, aber dafür hatten Matthias und ich Karten für das Baseballspiel St. Louis Cardinals vs. New York Mets mit Blick über die Skyline von St.Louis.

 

Nach zahlreichen Anfragen von Freunden aus der Heimat ihnen Schuhe oder ähnliches mitzubringen, konnte ich zwei Freunde davon überzeugen mit leerem Koffer nach Alabama zu fliegen und diesen dann eigenständig zu füllen. Wir verbrachten ein shopping- und kulturreiches Wochenende in New Orleans am Mississippi River.

 

  

  

Puhh, so viele Kilometer fahre ich sonst in einem Jahr :D Da war doch noch was… Ach ja, das Labor! Wie es eben in der Chemie so ist, es geht Berg auf und ab. Es gab Zeiten, in denen die Synthese gut lief und dann gab es wieder Durststrecken, in denen Ideen über den Haufen geworfen wurden. Aber Arduengo sei Dank, mangelte es nie an diesen. Ab September bekam ich noch tatkräftige Unterstützung von einem ehemaligen PhD Stunden von Professor Arduengo. Gemeinsam tauschten wir Ideen aus und trieben das Projekt voran.

Über ein verlängertes Wochenende haben Matthias und ich einen kleinen Trip nach Los Angeles California gemacht. Dort haben wir zufällig eine Doktorandin aus dem Arbeitskreis Opatz aus Mainz getroffen. Zusammen sind wir dann über den Hollywood Blvd geschlendert und haben den Sonnenuntergang am Hollywood Sign genossen. Auf dem Weg dorthin haben wir noch einen „City Check“ durch Beverly Hills gemacht und die prachtvollen Villen bewundert. Von Los Angeles ging es dann in einer vierstündigen Fahrt durch die Wüste nach Las Vegas –eine Stadt, die niemals schläft! Wenn man auf den Strip geht wird man von Reizen nur so überschüttet. Man weiß gar nicht wo man als erstes hinschauen soll. Es ist absolut sehenswert und man kann Spaß haben ohne Ende.

     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Grand Canyon ist nur wenige Stunden Autofahrt von Vegas entfernt und einen Ausflug wert. Dieses Naturwunder ist so unfassbar schön und riesig. Bilder können dieses Erlebnis  kaum widerspiegeln.

Der Austausch neigte sich langsam dem Ende zu. Nun hieß es Abschied nehmen und mit einem Koffer voller neuer (chemischer) Erfahrungen nach Hause fliegen. Ich kann jedem nur empfehlen ein Auslandssemester zu machen. Es ist eine einmalige Erfahrung und natürlich eine Umstellung. Alte (Labor-) Gewohnheiten werden genommen und man muss sich neu zurechtfinden. Ich habe gelernt viel selbstständiger zu arbeiten, spreche nahezu flüssig Englisch und mein fachliches Englisch hat sich enorm verbessert.

 

Der Abschluss unseres Austausches wurde noch von einem 8-tägigen Ostküsten-Roadtrip gekrönt. Von Alabama zu den Smokey Mountains in Tennessee. Von dort aus über Washington D.C. nach New York City. Ein kurzer Abstecher an die kanadische Grenze zu den Niagara Fällen und über Louisville, Kentucky, zurück nach Birmingham, Alabama, in den Flieger nach Deutschland. J